Position der SGH, StadtteilGenossenschaft Hulsberg zum Beitrag von buten un binnen vom 08.04.2018: „Verschenkt Bremen eine Chance im Hulsberg-Viertel?“
Zum Interview mit Herrn Kommer, Geschäftsführer der GEG:
- Herr Kommer suggeriert in dem Interview, dass der Abriss des Bettenhauses und der Neubau eines übergroßen Parkhauses mit einem Mantelbau mit Wohnungen, Beschlusslage der Stadt sei.Dies ist nicht der Fall. Im Bebauungsplanentwurf für das Hulsberg Quartier sind beide Varianten – Abriss oder Erhalt des Bettenhauses – als Möglichkeiten dargestellt.
Auch bei Erhalt des Bettenhauses ist nördlich davon Platz für ein leistungsfähiges Parkhaus.
Der Senator für das Bauwesen, als Vertreter der Stadt, ist z. Z. mit der SGH im Gespräch, um die Möglichkeit einer Anhandgabe (eine Art Vorvertrag) des Bettenhauses an die SGH zu prüfen. Senator Lohse hat auf der öffentlichen Beiratssitzung am 12.12.2017 seine Bereitschaft erklärt, die Anhandgabe des Bettenhauses an die SGH „auf einen guten Weg zu bringen“. - Die Mantelbebauung des Parkhauses mit 140 Sozialwohnungen ist nicht nachvollziehbar.
Wie viel Wohnraum (Wohnungsgröße?) in einem Mantelbau tatsächlich realisierbar wäre, ist z. Z. schwer zu sagen, da der Öffentlichkeit noch keinerlei Pläne bekannt sind. Der immer wieder – nicht nur von Herrn Kommer – angeführte Städtebauliche Vertrag ist von uns im Detail überhaupt nicht zu beurteilen, da er nicht öffentlich ist.
Außerdem kann ein Teil der Mantelbebauung auch bei einem Nebeneinander von Parkhaus und Bettenhaus realisiert werden.
Die SGH bietet im Bettenhaus mindestens 30 Prozent geförderten Wohnraum mit einem dauerhaft gesicherten Wohnrecht, die zudem im Rahmen des gemeinschaftlichen Wohnens eine ganz besondere Wohnqualität hat.
Es ist das grundsätzliche Ziel und Anliegen der SGH, dass alle Wohnungen im Bettenhaus, also auch die nicht sozial geförderten, für die Haushalte erschwinglich sein werden.
Nach unseren Informationen bietet auf dem Hulsberggelände nur die SGH im Rahmen des gemeinschaftlichen Wohnprojektes leistbaren Wohnraum an. - Die Befürchtung von Herrn Kommer, dass die SGH aus Kostengründen die notwendige Fassadendämmung als „sehr banale Wärmedämm-Verbundfassade, also Styroporplatten mit einem Spritzguss“ vornehmen würde ist empörend.
Dies widerspricht nicht nur unserem ökologischen Verständnis eines nachhaltigen Umbaus des Bettenhauses sondern untergräbt auch die Fachkompetenz unseres Architekturbüros.
Die Bemerkung ist umso unverständlicher, als dass die SGH die Fragen eines ökologischen Umbaus schon häufig in der Öffentlichkeit und auch mit der GEG diskutiert hat.
Ein schonender Umgang mit verfügbaren Ressourcen ist Bestandteil des SGH-Konzepts. - Insgesamt diskreditiert Herr Kommer die StadtteilGenossenschaft Hulsberg als nicht ernstzunehmende „Gruppierung von Menschen“. Ebenso diskreditiert er damit indirekt die Fachkompetenz des von uns beauftragten Architektenbüros, das große professionelle Erfahrung vorzuweisen hat und ebenso die Fachkompetenz des von uns beauftragten kompetenten Finanzberaters.
Das der „Umbau eines solchen Gebäudes eine sehr anspruchsvolle technische und finanzielle Angelegenheit ist“ ist uns durchaus bewusst.
Wir haben der Baubehörde bereits eine seriöse Finanzierungs- und Wirtschaftlichkeits-berechnung vorgelegt, die in Zusammenarbeit mit unseren Beratern erstellt wurde und warten jetzt auf eine baldige Antwort (siehe „Anhandgabe“ unter 1.)
Diese Dienstleistungen sind eine nicht unerhebliche finanzielle Vorleistung. - Bezeichnend ist auch, dass Herr Kommer, nichts Substantielles zu den kritischen Bemerkungen des Autors Daniel Fuhrhop zum Verkauf öffentlichen Bodens an private Investoren gesagt hat. So verstärkt sich der Eindruck, dass die Regierungsparteien weiterhin vorrangig private Investoren hofieren (s. a. Innenstadtentwicklung) und dass die Deckung von Haushaltsdefiziten durch den Verkauf öffentlicher Grundstücke wichtiger ist als eine zukunftsfähige Bodenpolitik, die der Stadt Spielräume für Wirtschaftspolitik, Ökologie und soziale Gestaltung bietet. Die Unterstützung des Baus von leistbarem Wohnraum auch durch genossenschaftlichen Wohnungsbau wäre ein Teil dieser Zukunftsfähigkeit.
Die SGH wurde im März 2016 gegründet und hat inzwischen 114 Mitglieder, von denen ein wesentlicher Teil an dem gesamten Bürgerbeteiligungsprozess seit 2011 beteiligt war. So ist es für uns rätselhaft, warum nun der Vertreter der GEG im Nachherein die arbeitsintensiven und fachkundigen Diskussions- und Beteiligungsprozesse zur Hulsberg Planung (an denen er selbst führend mitgewirkt hat) entwertet. Diese Entwertung betrifft nicht nur die SGH, sondern das bürgerschaftliche Engagement der BewohnerInnen der östlichen Vorstadt insgesamt.
So werden die vielbeschworene bürgerschaftliche Beteiligung, die Zivilgesellschaft und die soziale Zusammenarbeit im künftigen Quartier in der Praxis nicht ernst genommen und ihnen alle denkbaren Steine in den Weg gelegt. Herr Kommer gehört dem Landesvorstand Bündnis 90/Die Grünen an und die gesamte Grüne Partei wird sich an seinen Äußerungen messen lassen.
Wir sind weiter an einer engen Kooperation mit der Stadt interessiert, um gemeinsam leistbaren Wohnraum zu schaffen und innovative Wohnformen zu fördern. Wir hoffen daher, dass die Stadt ernsthaft gewillt ist, uns als junge Wohnungsgenossenschaft zu unterstützen und erwarten eine baldige Entscheidung über die Anhandgabe des Bettenhauses an die StadtteilGenossenschaft Hulsberg eG.
Bremen 12.04.2018
Peter Bargfrede, Bärbel Dierks und Martina Paulini (Vorstand)
Margot Müller (Vorsitzende des Aufsichtsrats)
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